Gesellschaft der Freunde des Klosters Preetz
Für viele Jahre stand und das ganz große Projekt der
„Restaurierung der historischen Bilderbibel in der Klosterkirche Preetz"
auf unserem Arbeitsplan.
Bei der Bilderbibel handelt es sich um einen Gemäldezyklus mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament. Dieser Gemäldezyklus befindet sich in der nördlichen und südlichen Längsseite des Nonnengestühls, dem um 1700 Logenreihen mit Fensterbrüstungen vorgeblendet wurden. Es handelt sich um insgesamt 139 Bilder, die in zwei Reihen übereinander angeordnet sind. Die Rückwand des Nonnengestühls ist aus Eichenholz und war ursprünglich mit einer Bemalung in Öl von der Hand des Meisters Peter, aus Lübeck, um 1490 ausgestattet. Bei den heute sichtbaren Gemälden handelt es sich um Malereien aus dem 17. Jahrhundert. Sie zeigen auf der Südseite Abbildungen aus dem Alten und Neuen Testament, auf der Nordseite alttestamentliche Bildnisse der Propheten, Apostel und Heiligen.
So schreibt das Wochenmagazin "der reporter" in der Ausgabe vom 4. September 2013:
Neuer Glanz für die Preetzer Bilderbibel (hier ein Auszug)
Seit über 300 Jahren erzählt die Bilderbibel im Nonnengestühl des Adeligen Klosters Preetz die Geschichten des Alten und des Neuen Testaments auf die wohl anschaulichste Weise überhaupt - 139 Bilder berichten farbenfroh und liebevoll gemalt von der Verkündigung der Geburt Christi, vom brennenden Dornbusch oder den Propheten. Mit der Zeit ist die Firnis des 17. Jahrhunderts gedunkelt, die Farbe hat Risse bekommen und doch haben die Bilder ihre Ausstrahlung nicht verloren - und damit das auch nie passiert, hat die Gesellschaft der Klosterfreunde sich auf die Fahnen geschrieben, sie restaurieren zu lassen.
Die Bilderbibel ist eine Art biblia pampera, eine Armenbibel, aber die daraus die Bibelgeschichte lernen sollten, waren die Nonnen, denn das Innere der Kirche, den Nonnenchor, betrat das gemeine Volk damals nie. In den Wirren nach dem 30jährigen Krieg hatte die Ritterschaft das Nonnengestühl neu bemalen lassen, um die Nonnen während der Messen in der Bibelgeschichte zu unterweisen - kurzerhand malte der Künstler die Bilderbibel auf die ursprüngliche Malerei, die heute an überraschenden Stellen wieder zutage tritt.
Und Katharina Martinelli kümmert sich auch um diese kleinen "Fenster in die Vergangenheit", denn in einigen der Bilder hat sich die Farbe des 17. Jahrhunderts etwas abgelöst und die Bemalung aus dem 15. Jahrhundert kommt zum Vorschein. So schaut auf der Verkündigung Marias wie durch eine Luke der Gottvater herein, mal ist in einem Bild die Sonne zu sehen und auf Marias Kleid scheint alter Brokat durch - die ursprüngliche Malerei stammt aus dem 15. Jahrhundert, der Zeit der Priörin Anna von Buchwald. "Anna von Buchwald selbst hat die Farbe in Lübeck eingekauft", erzählt die heutige Priörin, "das ist belegt."
Rund 40 Stunden braucht Katharina Martinelli für jedes der 139 Bilder - es ist ein mühsamer Prozess, dem sich die Restaurateurin mit voller Konzentration und Kunstfertigkeit widmet. "Es geht darum, der alten Farbe wieder Leben einzuhauchen", erklärt sie. Dafür entfernt sie ganz behutsam die Firnis, ohne dabei die Malerei zu gefährden - allein das ist eine Kunst für sich. Dann festigt sie die Malschicht und füllt die durch Abrieb und Verlust fehlenden Stellen mit der Trateggio-Technik auf. Feinste Pinselstriche, die auf den ersten Blick wie eine Fläche aussehen, beim genauen Hinsehen kann man den Unterschied aber erkennen - und das soll auch so sein: "Wir sind nicht künstlerisch tätig sondern wissenschaftlich", erklärt Katharina Martinelli, "das schafft die nötige Distanz zum Künstler und seinem Werk."
Objekt : Holztafelgemälde
Künstler/in : Unbekannt; Malerei im barocken Stil
Originale Malerei (verdeckt von barocker Malerei)
Meister Peter um 1490
Darstellung : "Salomon"
Datierung : Barocke Übermalung: um 1650 gotische Malerei um 1490
Technik : Öl auf grundierter Eichenholztafel
Gemäldemaße : H 100 x B 65 cm
Bildbeschreibung :
Das Gemälde befindet sich an der Rückwand des südlichen Nonnengestühls der Klosterkirche Preetz in der oberen Reihe der östlichen Loge.
Die Restaurierung der Bilderbibel geht weiter.
So schreibt das Wochenmagazin "der reporter" in der Ausgabe vom Juni 2014:
Klosterfreunde ermöglichen mit vielen Spenden Restaurierung der Bilderbibel Preetz
Behutsam tupft Katharina Martinelli mit einem Wattestäbchen die Hand des Heiligen Gregorius. Voller Konzentration und Kunstfertigkeit nimmt sie den vergilbten Firnis, der aus Baumharz besteht, mit einem Lösungsmittel von dem Jahrhunderte alten Gemälde. Im vergangenen Jahr war die Diplom-Restauratorin schon einmal in der altehrwürdigen Klosterkirche aktiv. Die Gesellschaft der Klosterfreunde hatte durch Spenden erreicht, dass die ersten elf Bilder der über 300 Jahre alten Bilderbibel restauriert werden konnten. Nun wird zwölft weiteren von insgesamt139 wertvollen Bildern im Nonnengestühl des Adeligen Klosters Preetz fachmännisch ihr Glanz zurückgegeben. Drei bis fünf Tage braucht Katharina Martinelli für jedes Bild – ein mühsamer Prozess.
An überraschenden Stellen kommt manchmal die erste Bemalung aus dem 15. Jahrhundert wieder zum Vorschein. Diese „Fenster in die Vergangenheit“ werden nicht übermalt. „Wir wollen nicht kreativ tätig werden und uns nicht auf der Spekulationsebene bewegen", erklärt Katharina Martinelli, "was nicht mehr zu erkennen ist, das belassen wir – wir dichten nichts dazu. Das schafft die nötige Distanz zum Künstler und seinem Werk." Am Ende des Prozesses verleiht Dammar-Harzfirnis den Gemälden wieder Tiefe und Strahlkraft. Seit über 300 Jahren erzählt die Bilderbibel in der Klosterkirche die Geschichten des Alten und des Neuen Testaments auf anschaulichste Weise: farbenfroh und liebevoll gemalt berichten die Gemälde an der Rückseite der Logen von der Verkündigung der Geburt Christi, vom Wiederaufbau Jerusalems oder den Aposteln, Propheten und Heiligen. Rund 250.000 Euro kostet die Restaurierung der Bilderbibel – ein Betrag, der sicherstellt, dass dieser Schatz die nächsten Jahrhunderte überdauert.
So schreibt das Wochenmagazin "der reporter" in der Ausgabe vom 26. August 2015:
Das einzigartige Gesamtkunstwerk Bilderbibel erhalten (hier ein Auszug)
für weitere 30.000 Euro sollen Bilder der Bilderbibel restauriert werden. Mit dieser weiteren erheblichen Summe, dem Erlös aus den zahlreichen Veranstaltungen, Konzerten, Aktionen und Produkten, die sich die Klosterfreunde in den vergangenen Jahren erdachten, um Geld für die Restaurierung der wundervollen Bilderbibel der Klosterkirche zu sammeln, sind es unglaubliche 90.000 Euro, die bereits investiert werden konnten. Am vergangenen Sonntag wurden im Gottesdienst feierlich 13 frisch restaurierte Bilder an das Kloster übergeben. Macht 40 Bilder insgesamt, sagt der Vereinsvorsitzende zufrieden. Wieder ein kleiner Schritt mehr, dazu beizutragen, die ganzen 139 Bilder zu restaurieren und für die Zukunft zu erhalten.
“Die Bilderbibel muss als Gesamtkunstwerk betrachtet werden”, sagt Katharina Martinelli, “als etwas ganz Besonderes, das erhalten werden muss.” Für die Restauratorin ist ebenso die Arbeit an der Bilderbibel etwas Besonderes “es ist spannend zu beobachten, dass innerhalb der Bilder verschiedene Malstile zu entdecken sind, die erzählen, dass mehrere Künstler daran gearbeitet haben.” Es ist ein bisschen wie heute – die Restauratorinnen aus Katharina Martinellis Atelier sitzen, stehen, knien auf Brettern im Nonnengestühl und arbeiten mit feinsten Pinseln, Wattenbäuschchen und viel, viel Fingerspitzengefühl. “Der Zerstörungsgrad ist an einigen Bildern noch höher als gedacht”, sagt Katharina Martinelli, die seit einigen Jahren immer wieder mit großer Kompetenz und viel Freude am Detail und an historischer Korrektheit an der Bilderbibel arbeitet. Ihr Ziel ist es nicht, die Bilder im neuen Glanz erstrahlen zu lassen – die Berliner Restauratorin gibt ihnen vielmehr ihren alten Glanz zurück. Dass der Zahn der Zeit an ihnen genagt hat, das darf man sehen – das Klima und die Feuchtigkeit im Kloster, aber auch die Spuren von baulichen Veränderungen vor Jahrhunderten, dem Einbau von Türen zum Beispiel, bei dem nicht eben zart mit den Gemälden umgegangen wurde, haben Kratzer und Abrieb verursacht. Einerseits sind es Schäden, andererseits aber gibt es auch Stellen, an denen der Abrieb echtes Glück ist – sie ließen nämlich den Blick auf eine weit ältere, gotische Bilderbibel zu, kleine Fenster in die Vergangenheit, die die Restauratorin auch nicht geschlossen hat. Katharina Martinelli und ihre Mitarbeiterinnen nehmen die jahrhundertealte Firnis ab, reinigen die Bilder, schließen Fehlstellen und Risse mit Hasenleim oder Champagnerkreide nach alten Rezepten, retuschieren sie vorsichtig, wenn es kleine Stellen sind, mit Gouache oder Aquarell. Um die Bilder für die nächsten 100 Jahre zu wappnen, wird dann Dammerharzfirnis aufgetragen, eine Firnis, die bereits vor Jahrhunderten verwendet wurde. Sie verleiht den Bildern Tiefenlicht und damit ihren alten Glanz zurück, ihre Strahlkraft – “und die kann entfernt werden, wenn sie vergilbt”, sagt Katharina Martinelli, “ein Vorteil gegenüber moderner Firnis.”
So schreibt das Wochenmagazin "der reporter" in der Ausgabe vom 10. August 2016:
Neuer Glanz auf alten Gemälden (hier ein Auszug)
„Runderneuerung“ einer barocken Malerei, der historischen Bilderbibel, um diese fit für die Zukunft zu machen. Möglich ist dies durch das Engagement der Preetzer Klosterfreunde, die sich des Erhalts der Kunstschätze annehmen. Die Bilderbibel der Klosterkirche ist Teil der Rückwand des alten Nonnengestühls und zeigt Szenen des Alten und des Neuen Testaments.
Ursprünglich handelt es sich um eine Ölmalerei um 1490, die dem Lübecker Künstler „Meister Peter“ zugeschrieben wird. Der doppelreihige Gemäldezyklus wurde in der Zeit des Barock um 1650 übermalt. Das zu dänischer Zeit 1211/12 in der Diözese Lübeck gegründete und 1260 nach Preetz verlegte Benediktinerinnenkloster wurde, ist heute ein Damenstift. Die Klosterkirche wurde um 1280 errichtet, brannte nieder und musste um 1325 bis 1340 ein weiteres Mal aufgebaut werden – weitgehend in der heutigen Erscheinung, einer dreischiffigen gotischen Stutzbasilika aus Backstein. Das Mittelschiff des Gebäudes enthält eine Binnenkirche, die sich von den Seitenschiffen baulich abgrenzt. Ursprünglich ein Chor der Benediktinerinnen wird dieser Kirchenraum auch heute als die eigentliche Stiftskirche genutzt. Glanzstück ihres Interieurs ist die historische Bilderbibel im Eichenholzgestühl. Um die Bilder für die Zukunft zu präparieren und Schäden ausbessern zu können, müsse zunächst die Firnisschicht entfernt werden, erklärt Katharina Martin Speziell für den Erhalt dieses Kunstschatzes setzten die Ehrenamtler sich ein, organisierten Weihnachtsmärkte, Oldtimertreffen und Aktionen und sammelten Spendengeld, immer mit dem Ziel, die nötige Finanzierung zu stemmen.
So schreibt das Wochenmagazin "der reporter" in der Ausgabe vom 18. Juli 2018:
Neuer Fit für die Zukunft (hier ein Auszug)
Die „Bilderbibel“ auf der Rückwand des alten Nonnengestühls in der Preetzer Klosterkirche ist ein Meisterwerk ihrer Art. Bis 2016 hat die Summe für Restaurierungen 115000 Euro betragen, jetzt kämen weitere 25000 Euro hinzu. Dank dieses Einsatzes konnten die Restaurierungsarbeiten an den nächsten Wandtafeln fortgesetzt werden. Nicht nur für Priörin Viktoria von Flemming ein Grund zur Freude, den die Kunstgemälde werden der Nachwelt erhalten.
Was wir machen, soll auch leicht rückgängig zu machen sein“, erklärt Katharina Martinelli. Künftigen Restauratoren und ihren Möglichkeiten werde somit schon jetzt der Weg geebnet. Als letzten Schritt werde die Malerei ganz klassisch mit Dammarharz neu gefirnisst. Das Baumharz bildet eine transparente, vor äußeren Einflüssen schützende Schicht über der eigentlichen Malerei. Sie sorge für Glanz, Farbintensität und –strahlkraft.
Bei der Arbeit komme auch immer wieder etwas von der älteren gotischen Malerei zu Tage, deren Reste sich noch unter dem Barockbild befinden. Diese hat das Restauratorenteam hin und wieder in den vergangenen Jahren als sogenannte „Zeitfenster“ freigestellt, die einen kurzen Blick auf die ursprünglichen Gemälde erlauben.
Restauratorin Katharina Martinelli (2. v. r.) arbeitet mit den Mitarbeitern ihres Teams (v. r.) Albert Puder, Adele Griepe und Marlene Schmucker an den Tafeln
in einer der Nordlogen der Klosterkirche.
So schreibt das Wochenmagazin "der reporter" in der Ausgabe vom 15. Juli 2020:
Restaurierung der Bilderbibel auf der Zielgeraden (hier ein Auszug)
Lack - besser gesagt der Firnis als stabile Schutzschicht - ist ab.
Derzeit erhalten weitere sechs Gemälde der historischen Bilderbibel in der Preetzer Klosterkirche im Zuge von Restaurierungsarbeiten einen neuen Farbauftrag. Loge für Loge wurden und werden die rund 140 barocken Malereien im Nonnengestühl fit für die Zukunft gemacht. Bereits seit Jahren läuft das Projekt, für dessen Finanzierung sich die Gesellschaft der Freunde des Klosters Preetz als Förderverein unter dem Vorstand von Otfried Kohl (Vorsitzender), Dr. Karlheinz Heuser und Hans Peter Kochen einsetzen. Damit befindet sich das Restaurierungsprojekt auf der Zielgeraden: es fehlen jetzt noch die obere Bildreihe, zwei Eckbereiche sowie eine weitere komplette Loge mit 12 Bildern. Je nach Finanzierungsmöglichkeiten könnte das Projekt in zwei, drei Jahren abgeschlossen werden, blickt Diplom-Restauratorin Katharina Martinelli voraus.
Sie ist die Leiterin des beauftragten Ateliers Roeck Restaurierung in Berlin und führt seit 2013 die Arbeiten aus.
Denn hinsichtlich der künstlerischen Qualitäten seien die verborgenen gotischen Ölbilder, die dem Lübecker Künstler „Meister Peter“ zugeschrieben werden und um 1490 entstanden, höher als ihre Übermalung zu bewerten, sagt Martinelli. Einen kleinen Eindruck dieser älteren Kunst vermitteln das erhaltene Bild hinter dem Sitz, welcher der Priörin vorbehalten war, und der schmale Baldachin direkt über den Nonnenlogen, den ein schlankes, durchlaufendes Girlandenmuster ziert. Überhaupt scheinen die Zeitgenossen des Barock im Umgang mit älterer Kunst nicht zimperlich gewesen zu sein. So wurde beim späteren Einbau der Logenreihen mit dem Nonnengestühl auf die Bilder wenig Rücksicht genommen. Durch diese war der Blick auf die Bildtafeln eingeschränkt. Und von den Zwischenwänden als Trennwände der Abteile waren die Bilder stellenweise verdeckt worden. „Man hat sie wohl eher als Gebrauchsbilder betrachtet“, vermutet Katharina Martinelli. Um auch noch abschließbare Wandspinde (zum Beispiel für Gesangsbücher) in der bemalten Logenrückwand tischlern zu können, griffen die Handwerker seinerzeit sogar zur Säge. Deshalb weisen die unteren Bildreihen auch die stärkeren Beschädigungen auf“, weist Katharina Martinelli auf zahlreiche Schadstellen, wo etwa Schlüsselanhänger an den Spindtüren die Farbe abschrammten und Hände durch häufiges Öffnen und Schließen Spuren der Abnutzung auf den bemalten Holztafeln hinterlassen haben.
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